Spielverhalten von Hunden

Spieltrieb unerlässlich für das richtige Sozialverhalten

Hund mit KindHunde sind nicht nur in jungem, sondern auch erwachsenem Alter verspielt und das ist auch gut so.

Das Spielverhalten von Hunden ist am besten zu beobachten, wenn sie mit anderen Hunden spielen dürfen bzw. ausgelastet sind. Das kann man beispielsweise erreichen, indem man mit den Hunden viel spazieren geht und verschiedene Spiele wie Jagd-, Zerr und Rollenspiele mit ihnen spielt, damit sie lernen ihren Körper richtig einzusetzen. Beliebte Spiele wie Apportieren, Suchen mit der Nase, Discdogging gehören einfach dazu. Richtig gut fühlen sich die Hunde aber, wenn sie mit anderen Rassen spielen dürfen und über spezielle Hundeauslaufgebiete wandern dürfen. Dadurch werden die Tiere richtig ausgelastet, liegen auf den Kissen, schlafen und träumen. Das Spielen mit den Artgenossen hat für die Hunde eine sehr große Bedeutung und ist besonders in der Welpenentwicklung wichtig, einen großen Stellenwert hat die Interaktion mit der Umwelt.

Sozialverhalten

Welpen werden nicht mit einem fertigen Verhaltensprogramm geboren, sie müssen sich mit der Umwelt auseinandersetzen und die Verhaltensweisen dementsprechend ausrichten und erlernen. Genau wie Menschenkinder müssen die Welpen die Welt, in die sie hineingeboren wurden erst einmal begreifen. Spielverhalten zeigen die Welpen in einem Alter von 4 Wochen, wobei die Spielkameraden zuerst nur die Wurfgeschwister sind, je älter jedoch die Welpen werden, umso mehr kommen dann die erwachsenen Rudelmitglieder dazu. Es wird immer im entspannten Umfeld gespielt, sobald irgendwelche Gefahren auftauchen, unterbrechen die Welpen das Spiel und verstecken sich. Alle Beteiligten zeigen beim Spielen übertriebene Bewegungsabläufe, was auch auf Mimiken und Gestiken zutrifft. Es kommt zu den unterschiedlichsten Spielarten, bei denen gejagt, gekämpft, gebissen und gezerrt wird, wobei natürlich die Realität erstmal keine Rolle spielt.

Welpen wachsen in der frühen Phase der Entwicklung schnell, wobei auch das Gehirn mitwächst. Die Welpen entwickeln durch das Spiel Fertigkeiten, die für sie später von entscheidender Bedeutung sind. Diese Fertigkeiten müssen die Welpen erstmal erproben, entwickeln und speichern, wobei das wachsende Gehirn dafür Verschaltungen zwischen den Gehirnzellen aufbaut. Je mehr sich der Welpe mit der Umwelt auseinandersetzt, desto mehr Verschaltungen werden auch gebildet. Dieser Vorgang dauert dann bis zur 16. Lebenswoche, danach ist das Gehirn fertig entwickelt. Bis dahin sollten die Welpen mit ihrer Familie spielen, da sich ansonsten das Gehirn nicht richtig entwickeln kann und die Hunde zu Verhaltensauffälligkeiten neigen, die sich mit zunehmenden Alter der Hunde bemerkbar machen. Häufig kommt es vor, dass Hunde die typische Spielaufforderung der sogenannten Vorderkörpertiefstellung weder kennen noch selber ausführen können – sie sind also vollkommen isoliert aufgewachsen.

Von den erwachsenen Hunden werden den Kleinen Grenzen gesetzt, so werden Verhaltensabbrüche gezeigt und so können Beschwichtigungsrituale entstehen, die aggressives Verhalten hemmen. Die Welpen bringen sich auch gegenseitig und untereinander bei, wo man Grenzen überschreitet. Sobald ein Welpe zu rüde und schmerzhaft spielt, brechen die anderen Artgenossen das Spiel ab und grenzen ihn damit aus. Aus dieser Erfahrung lernt dann der Hund dass er sich zurücknehmen muss, um mit den anderen spielen zu können.

Welpen lernen durch die ganzen Jagd-, Beiss, Zerr- und Rollenspiele ihren Körper richtig einzusetzen und lernen ihre Hundesprache, die sie ihr Leben lang im Alltag mit fremden Hunden begleiten. Mimik und Gestik sind auch hier von Bedeutung als Körpersprache. Das Spiel bleibt ein fester Bestandteil in der Hundenatur, auch wenn die Gehirnentwicklung abgeschlossen ist. Der Mensch übernimmt vorrangig den Part des Spielpartners. Der Hund lernt in dem gemeinsamen Spiel Hörzeichen, Tricks und wird auch in die Schranken gewiesen. Natürlich ist auch weiterhin das Spiel der Hunde untereinander sehr wichtig, wobei man die unterschiedlichen Rassen unterscheidet, da es für einen Hund nicht immer leicht ist, die Fremdsprache einer anderen Hunderasse zu begreifen.

Missverständnisse zwischen den einzelnen Hunderassen vermeiden

Zu Missverständnissen kommt es durch die rassespezifischen Veränderungen im Bereich des Kopfes, des Fellkleides und der Größe. Boxer oder Bordeaux-Doggen haben extrem kurze Schnauzen, die den Eindruck machen, als würden sie die Lefzen hochziehen. Den bekannten Ridge auf dem Rücken gibt es beim Rodesian Ridgeback, aufgrund der schmalen Streifen im Fell, die entgegen des normalen Felles wachsen, hat man den Eindruck, als würden diesem Hund die Nackenhaare hochstehen. Es gibt auch Hunde ohne Rute oder ganz spezielle Stehohren, die dann auch von anderen Rassen nicht richtig verstanden werden.

Man kann die Missverständnisse verringern, wenn der Hund die Möglichkeit hat, auf Hundeauslaufgebieten mit anderen Hunderassen zusammenzutreffen – je mehr die Hunde mit anderen Rassen Erfahrungen sammeln, desto sicherer werden sie auch im Umgang mit anderen Hunderassen werden. Wenn ein großer Hund mit kleinen spielt, muss dieser lernen, dass man die kleinen ganz anders behandeln muss, wie einen Hundekumpel aus der selben Gewichtsklasse.

Treffen sich unterschiedliche Hunde regelmäßig, wird sich unter ihnen eine Rangordnung herausbilden, die nicht durch Kämpfe entsteht, sondern das Ergebnis längerer Spielphasen ist. Das Wechselspiel aus Behauptung und Unterlegung oder Jäger und Gejagtem bildet mit der Zeit diese Rangfolge aus, die immer im Wechselspiel zwischen zwei Individuen besteht.

Warum das Spiel so wichtig für die Hunde ist

Das Spiel hat neben der Kommunikation einen wichtigen Nebeneffekt – die Hunde werden ausgelastet. Egal was man mit dem Hund macht, wir Menschen sind nicht in der Lage einen Hund so auszulasten wie ein Artgenosse. Die ganzen Renn- und Kampfspiele zwischen den einzelnen Hunderassen können den Hund einzigartig auslasten, hierfür werden dann Muskeln, Sehnen und Nerven wirklich hundegemäß genutzt. Hunde müssen auf Reize reagieren, die nur unter Hunden von Bedeutung sind und ermüden so das Tier, das könnten wir niemals als Besitzer schaffen.

Das Lernen vom Artgenossen ist ein weiterer nicht unwichtiger Aspekt, da Hunde unter anderem dadurch lernen, dass sie sich von anderen Tieren Dinge abschauen. So waren ängstliche Hunde oftmals bereit, dass sie sich dem angsterzeugendem Reiz stellen wollten, wenn der Hundekumpel keine Angst vor eben diesem Reiz zeigt. Grundätzlich sollte man das Spiel der Hunde untereinander fördern, wofür sehr häufig Hundewanderungen genutzt werden sollten. Eine Vielzahl unterschiedlicher Hunderassen und Menschen können auf einen Fleck zusammenkommen und die Hunde werden ausgelastet.

Die typischen Spielsignale
Vorderkörper-Tief-Stellung

Eine Körperhaltung mit tief gestelltem Vorderkörper und aufrechtem Hinterkörper ist eine typische Spielaufforderung, die auch als play bow bezeichnet wird. Hier sind die Ohren der Hunde aufgestellt, der Hund wedelt mit dem Schwanz und bellt, um andere Hunde zum Spiel aufzufordern.

Unvorhersehbare Abfolge

In unvorhersehbarer Reihenfolge werden im Spiel Verhaltensweisen verbunden, der Hund rollt sich zum Beispiel am Boden über den Rücken, rennt hinter einem anderen Hund her, knurrt, bellt und beißt aber nicht sehr stark.

Ständiger Rollenwechsel

Man beobachtet während eines Spiels immer einen Rollenwechsel, so wird der Jäger zum Gejagten und nach wenigen Augenblicken tauscht man die Rollen. Wird nur ein Hund dagegen gejagt, ist das Spiel oftmals nicht sehr ausgeglichen, so kann der gejagte Hund dann zum Mobbingopfer werden.

Verletztliche Körperstellen darbieten

Hunde nehmen immer Körperstellungen ein, bei denen sie dem Spielpartner besondere Körperstellen ohne Schutz anbieten. So liegt ein Hund beispielsweise auf dem Rücken und demonstriert dem anderen die verletzliche Halsunterseite. Beißt der Spielpartner daraufhin häufig in das Halsfell, verletzt er den am Rücken liegenden Hund überhaupt nicht.

Übertreibungen

Übertrieben schnell oder stark werden Mimiken und Gesten gezeigt, man sieht häufig weit aufgerissene Mäuler spielender Hunde, die dabei natürlich auch viele Zähne zeigen. Diese Gesten sollte man nicht mit Gesten aggressiver Absicht verwechseln, dafür sind sie viel zu übertrieben. Der Begriff “ Spielgesichter“ wurde aufgrund der starken Übetreibung der Mimik geprägt.

Wiederholungen

Verhaltensweisen werden ständig wiederholt, da der Hund so lernt, welche Reaktion dies bei seinem Spielpartner auslöst. Spielt ein Hund sehr grob und bricht der Spielpartner daher das Spiel regelmäßig ab, lernt der Hund sich künftig besser zu beherrschen und die grobe Spielweise zu unterlassen. Besonders in der Welpenzeit sind solche Lernvorgänge wichtig, damit der Hund die Beißhemmung lernt.

Fehlende Endhandlungen

Typische Endhandlungen fehlen im Spiel, zum Beispiel wird ein ausgiebiges Jagdspiel niemals mit dem Totschütteln des mitspielenden Hundes enden. Einer drohenden Spielgeste mit Fletschen der Zähne und Runzeln des Nasenrückens wird im wirklichen Spiel nie ein ernstes Schnappen oder eine angstvolle Flucht erfolgen.

Spiel kann man jederzeit unterbrechen

Von jedem beteiligten Hunden kann ein Spiel unterbrochen werden, denn sobald ein Hund kein Bock mehr auf das Spiel hat, dann handelt es sich auch nicht mehr um ein Spiel. Die miteinander spielenden Hunde liegen kurz zur Entspannung nebeneinander oder trinken gemeinsam aus einem Wassernapf, wenn sie der Spielpartner erschöpft hat. Häufig kommen die Hunde auch zu ihren Besitzern zurück, weil sie Schutz vor dem anderen Hund suchen, der nicht kapieren will, dass das Spiel eigentlich zu Ende ist.

Rüpelhaftes Spiel sollte nicht toleriert werden

Besonders junge Hunde können regelrechte Draufgänger sein und spielen mit ihrem besten Freund manchmal sehr grob. Auf Dauer ist jedoch so ein raues Spiel nicht immer ideal – spielt der Rüpel mit einem anderen Rüpel oder mit einem Hund, der sich alles bieten lässt und der ihm niemals die Grenzen aufzeigt, dann kann der Hund nicht lernen, dass seine Verhaltensweise nicht korrekt ist. Aufgrund seiner unfreundlichen Art findet der Hund immer weniger Spielpartner, was im weiteren Verlauf zu Frustration führen kann. Häufiger Auslöser für Aggression ist Frustation und anschließend wird in Folge eine erlernte Aggression daraus. Rüpelhaft spielende Junghunde sollten nur mit Hunden in Kontakt kommen, die weniger grob spielen und dem Raudi dann auch unmissverständlich aufzeigen, dass er sich nicht alles erlauben kann. Ihr Welpe und Junghund sollte die verschiedensten Spielpartner kennenlernen und auch ein breites Repertoire an Spielweisen. Wie gesagt jedes Spiel hat auch seine Grenzen, denn ein Spiel ist nur solange ein Spiel, solange beide Hunde daran Spaß haben.

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