Fit aufs Pferd
Fit aufs Pferd – Warum Aufwärmen für Reiter wichtig ist
Nicht nur das Pferd benötigt vor der Arbeit eine sinnvolle Aufwärm- und Losarbeit – auch der Reiter profitiert erheblich von einer gezielten Vorbereitung. Muskuläre Verspannungen, reduzierte Beweglichkeit oder mangelnde Ausdauer beeinträchtigen die Feinabstimmung zwischen Mensch und Tier. Regelmäßiges Aufwärmen vermindert das Verletzungsrisiko, verbessert die Körperwahrnehmung und erhöht die Leistungsfähigkeit in Sitz, Schenkel und Rumpf. Vor allem Anfänger leiden häufig unter Muskelkater, weil beim Reiten viele Muskelgruppen beansprucht werden, die im Alltag kaum gefordert werden. Ein durchdachtes Warm-up schafft die Grundlage für sicheres, elastisches Reiten.
Ziele der Aufwärmphase
Die Aufwärmphase verfolgt mehrere Ziele – die Herzfrequenz moderat anzuheben, die Gelenke zu mobilisieren, die Muskulatur elastisch zu machen und die propriozeptive Wahrnehmung zu schärfen. Dadurch kann der Reiter besser mit Becken-, Bein- und Zügelhilfen arbeiten und das Pferd sensibler annehmen.
Grundlagen: Allgemeine Fitness für Reiter
Reiten ist eine ganzheitliche Sportart, die Kondition, Kraft, Koordination und Beweglichkeit verlangt. Die beste Vorbereitung besteht in einem ausgewogenen Fitnessprogramm, das außerhalb des Stalls betrieben wird – so lassen sich viele Defizite kompensieren.
Krafttraining – besonders wichtig
Starke Rumpfmuskeln sind die Basis eines stabilen, unabhängigen Sitzes. Effektive Übungen enthalten: Planks (Unterarmstütz), Russian Twists, einbeinige Brücken und dynamische Bauchübungen. Zusätzlich sind kräftigende Übungen für innere Oberschenkelmuskulatur und Adduktoren sinnvoll – diese stabilisieren die Hilfen im Schritt wie im Galopp. Zwei bis drei Krafteinheiten pro Woche mit moderater Intensität liefern nachhaltige Effekte.
Ausdauer und Herz-Kreislauf
Kurze, regelmäßige Cardio-Einheiten – Laufen, Radfahren, Schwimmen – verbessern die Ausdauer und lassen den Reiter ermüdungsresistenter werden. Intervalltraining bringt schnellen Konditionszuwachs und stellt sicher, dass bei längeren Reiteinheiten Puls und Energie kontrolliert bleiben.
Koordination und Balance
Balanceübungen auf instabilen Unterlagen – zum Beispiel Balancekissen oder einbeinige Standphasen mit Schließen der Augen – schulen Propriozeption. Yoga und Feldenkrais-Elemente verbessern die Körperwahrnehmung und die Beweglichkeit der Wirbelsäule.
Konkretes Warm-up vor dem Aufsitzen
Ein kurzes, aber effektives Aufwärmprogramm vor dem Aufsitzen dauert zehn bis fünfzehn Minuten und bereitet gezielt die beim Reiten beanspruchten Regionen vor.
Mobilisation der Wirbelsäule und Hüfte
– Katzen-Kuh-Bewegungen im Vierfüßlerstand aktivieren Rücken und Becken.
– Hüftkreisen im Stand löst Spannungen in den Iliosakralgelenken.
– Dynamische Rumpfbeugen und Oberkörperrotationen erzeugen Beweglichkeit entlang der Wirbelsäule.
Aktivierung der Bein- und Pomuskulatur
– Kniebeugen in moderater Tiefe für Oberschenkel und Po.
– Ausfallschritte nach vorn und zur Seite erhöhen die Beweglichkeit im Hüftgelenk und stärken die Adduktoren.
– Kleine Sprung- oder Laufübungen steigern die Durchblutung und Koordination.
Schulter- und Armzirkel
Reithandschuhe und Zügelkontrolle erfordern entspannte Schulterblätter. Armkreisen, Schulterdehnungen und leichte Rumpfrotationen lockern Hals und Nacken.
Praktische Tipps fürs Aufsitzen – Technik und Vorsicht
Der Aufstieg beeinflusst die Lage des Sattels und den Pferderücken. Ein behutsamer, kontrollierter Aufstieg vermindert einseitige Belastungen.
Standardtechnik und Varianten
– Klassischer Aufstieg von links – Zügel und Gerte in der linken Hand, rechter Fuß in den Bügel, in Schwung bringen und behutsam einsteigen.
– Für Pferde mit flachem Widerrist ist der seitliche Einstieg mit Hand am hinteren Sattelrand schonender – dabei den Sattel festhalten und ruhig einsteigen.
– Aufstiegshilfen wie Hocker oder Sattelaufstiegstreppe entlasten Pferd und Sattel – insbesondere bei schweren Reitern oder engen Sätteln empfohlen.
Häufige Fehler vermeiden
– Ruckartiges „Sich-Reinsetzen“ zieht den Sattel asymmetrisch.
– Zuviel Gewicht auf einer Seite führt zu Langzeitschäden an Sattelpolstern und Pferderücken.
– Nach dem Aufsitzen stets kurz nachgurt en – dadurch wird Sattelrutschen vermieden.
Korrektes Absitzen und Sattelpflege danach
Ein ruhiges, kontrolliertes Absitzen schützt Reiter und Pferd. Nach dem Absitzen ist eine kurze Cool-down-Phase sinnvoll – leichter Schritt um das Pferd zu lockern, abschließend Sattel und Gurt kontrollieren und auf Druckstellen prüfen.
Nachbereitung des Reiters
Dehnungsübungen nach dem Reiten beugen Muskelkater vor – insbesondere Beinrückseiten, Hüftbeuger und Lendenwirbelsäulenbereich. Wärme und leichte Massage regen die Regeneration an.
Präventive Maßnahmen für langfriste Fitness
Regelmäßige Konditionseinheiten, ein gezieltes Krafttraining, Mobilitätsarbeit und Erholungsstrategien bilden die Grundlage für langlebige Reitfähigkeit. Der Reiter sollte eine Balance aus Belastung und Regeneration finden – Belastung stufenweise steigern und ausreichend Schlaf, Proteinzufuhr und Flüssigkeit einplanen.
Ernährung und Hydration
Ausgewogene Kost mit ausreichender Proteinzufuhr fördert Muskelaufbau und Regeneration. Vor längeren Reiteinheiten sind kohlenhydratreiche, leicht verdauliche Snacks sinnvoll – während des Reitens kleine Flüssigkeitszufuhr nicht vergessen, besonders bei Wärme.
Kleidung, Schuhwerk und Hilfsmittel
Die richtige Ausrüstung unterstützt die körperliche Leistungsfähigkeit. Eine rutschfeste Reithose, gut sitzende Stiefel oder Stiefeletten, geeignete Socken und atmungsaktive Funktionskleidung vermeiden Scheuerstellen und Überhitzung. Ein korrekt sitzender Reithelm und ggf. Schutzweste bleiben unverzichtbar.
Mentales Aufwärmen – Fokus und Präsenz
Mentale Vorbereitung ist mindestens ebenso wichtig wie körperliches Warm-up. Kurze Atemübungen, bewusste Visualisierung der nächsten Einheit und das Setzen realistischer Ziele erhöhen die Konzentrationsfähigkeit und reduzieren Stress – beides wirkt sich unmittelbar auf die Hilfengebung und die Partnerschaft mit dem Pferd aus.
Fit aufs Pferd zu kommen bedeutet, Körper und Geist vorzubereiten. Ein regelmäßiges, abwechslungsreiches Fitnessprogramm, eine strukturierte Aufwärmroutine vor dem Reiten, korrektes Auf- und Absitzen sowie angemessene Nachbereitung verbessern Sicherheit und Reiterlichkeit nachhaltig. Wer Zeit in seine eigene Fitness investiert, reitet nicht nur besser – er sorgt langfristig für Gesundheit und Freude am Sport.