Körpersprache der Pferde
Anders als wir Menschen kommunizieren Pferde hauptsächlich über die Körpersprache, die man können sollte, um sich mit Pferden verständigen zu können. Häufig fällt es uns Menschen schwer den Pferden mitzuteilen, was wir möchten. Oftmals führt dieses Problem zu Missverständnissen zwischen Mensch und Tier.
Wiehern, Brummen und Quieken
Pferde wiehern eher selten und oft nur dann, wenn sie mit sogenannten ”Distanzrufen” Artgenossen in der Ferne auf sich aufmerksam machen wollen. Sehr viel häufiger ist ein tiefes brummen zu hören, mit dem eine Stute nach ihren Fohlen ruft. Erwachsene Pferde begrüßen so ihnen bekannte Artgenossen oder ihren Menschen. In der Herde hört man ein schrilles Quieken, das ausdrücken soll, dass sich die Pferde gerade über etwas aufgeregt haben. Sowohl Stuten als auch Wallache setzen dieses Kampfgeschrei ein, während sie sich Hintern an Hintern umherschieben oder mit den Hinterfüßen nacheinander ausschlagen. Rossige Stuten quieken auch, wenn sich ein Hengst interessiert nähert, sie jedoch zum Decken noch nicht bereit sind.
Ohren sind Sender und Empfänger
Pferdeohren sind sehr beweglich sowie unabhängig voneinander nach allen Richtungen drehbar und können sehr viel über die Stimmung eines Pferdes aussagen. Leicht zur Seite oder nach hinten geneigt sind Pferde entspannt, während gespitzte Ohren Interesse zeigen. Kommen aber ein aufgerichteter Hals und Kopf, weit aufgerissene Nüstern, ein erhobener Schweif und eine hohe Körperspannung dazu, sind die Pferde höchst angespannt. Flach nach hinten angelegte Ohren, ein nach vorne gestreckter Hals und Kopf sowie verspannte Lippen sagen: ”Hüte dich vor mir.” Pferde können jedes Ohr einzeln bewegen und so ihrem Reiter zuhören, während sie ihrer Umwelt gleichzeitig viel Aufmerksamkeit schenken. Das Ohrenspiel allein ist jedoch nur die halbe Botschaft, erst in Verbindung mit Körperhaltung und der übrigen Gesichtsmimik wissen Artgenossen dann wirklich, was das Pferd zum Ausdruck bringt.
Stimmungsbarometer Pferdemaul
Oft wenig beachtet, zeigt auch das Maul, in welcher Stimmung das Pferd gerade ist. Wenn die Pferde schlafen oder sich entspannen, sind die Lippen dick und locker. Manche Pferde klappen die Unterlippe sogar herunter und das Pferde bekommt einen aus Menschensicht dümmlichen Gesichtsausdruck. Bei leichtem Unwillen spannt das Pferd auch mal die Unterlippe an und eine kleine Stufe entsteht. Wenn sich ein Pferd nicht wohl fühlt oder krank ist, sieht man dünne, zusammengepresste Lippen. Meist hat das Pferd dazu scharfe Falten in den Maulwinkeln. Die Nüstern sind auch ohne Belastung deutlich geweitet, manchmal aber auch zusammengekniffen. Fohlen zeigen häufig das sogenannte Unterlegenheitskauen, was bedeutet, dass die Tiere das Maul öffnen und dabei die Ober- und Unterlippe über die Zähne ziehen. Mit Kaubewegungen signalisieren sie dem Artgenossen, dass sie seinen höheren Rang vorbehaltlos akzeptieren. Das Spielgesicht ist am schönsten, dabei macht das Pferd eine spitze Oberlippe und zieht diese weit über die Unterlippe vor. Auch zum Betteln oder bei freundschaftlicher Annäherung zeigen Pferde diese Mimik.
Sprache durch Bewegung
Um Botschaften über ihre Stimmungslage zu versenden setzen Pferde auch ihre Gliedmaßen ein. Mit dem Aufstampfen der Vorderbeine bringen sie Ärger und Ungeduld zum Ausdruck, während Scharren Aufforderung und Betteln sein kann. Die erste Begegnung zwischen unbekannten Pferden wird meist von dem kräftigen Ausschlagen eines Vorderbeines begleitet. Wenn das Pferd das Hinterbein anhebt, bis unter den Bauch, möchte es signalisieren, dass man sich ihm nicht nähern soll, da es ansonsten tritt. Ein leicht angezogenes und auf den Zehenspitzen abgestelltes Hinterbein zeigt, dass das Pferd in Ruhe gelassen werden möchte. Pferde kommunizieren auch, indem sie verschiedene Positionen zueinander einnehmen. Sind sie freundschaftlich gesonnen, nähern sie sich in ruhigem Tempo von der Seite und steuern die Schultern des Kameraden an. Kommen sie aber direkt von hinten, nehmen sie eine treibende Position ein und wirken angriffslustig. Dabei fixieren sie das andere Tier meist mit den Augen. Auch beim Imponiergehabe spielt der Bewegungsablauf des Pferdes eine große Rolle: Die Tiere zeigen einen kraftvollen, beinahe schwebenden Trab mit hohen, weiten Bewegungen, wobei sie den Hals wölben und in einer Beizäumung laufen, wie es sich Dressurreiter nur wünschen können.