Der sichere Sitz

Man freut sich auf die erste Reitstunde, desto größer ist auch das Kribbeln dann im Bauch. Man steht vor dem Pferd und bemerkt, dass der Aufstieg aufs Pferd ganz schön hoch ist. Doch mit den ersten Reitstunden kann man sich in die Bewegung des Pferdes einfühlen und ohne Angst zu einem guten, zügelunnabhängigen Sitz finden.

Die ersten Stunden an der Longe

Ob Longenstunde oder nicht hängt ganz von der Lehrmethode und dem Reitschüler ab. Wer sich das zutraut und ein gutes Körpergefühl hat, kommt vielleicht auch ohne aus. An der Longe ist das Pferd unter der Kontrolle des Reitlehrers. Der Reitschüler kann sich ganz auf die Bewegungen des Pferdes konzentrieren und Takt und Rythmus der Gangarten des Pferdes erspüren. So verliert man schnell die anfänglichen Unsicherheiten und findet zu der Balance, die nötig ist, zum selbstsicheren Reiten. Im Schritt fühlt man mit offenen oder geschlossenen Augen, welches Bein gerade abfußt. Im Trab darf der Reitschüler sich anfangs noch festhalten- in der Mähne aber an einem “ Maria-hilf-Riemchen“. Der Reitschüler lernt Aussitzen und die ersten Schritte leichzutraben und schon bald kann man eine oder beide Hände loslassen. Viele Reiter wagen auch die ersten Runden Galopp an der Longe. Auch routinierte Reiter kehren imme rmal wieder an die Longe zurück, um mit gezielten Übungen eingeschlichene Sitzfehler zu korrigieren. Die Lehrlinge beispielsweise in der Wiener Hofreitschule erhalten immerhin ein ganzes Jahr Unterricht an der Longe, bevor sie im normalen Trainingsbetrieb auf die Pferde “ losgelassen“ werden.

Der Dressursitz

Das Erlernen und Erfühlen des richtigen Sitzes erfordert Zeit, Übung und ein gutes Gefühl für den eigenen Körper. Der Reitersitz ist dabei keine statische Haltung, sondern ein dynamisches System, in dem viele Körperteile mit verschiedenen Aufgaben und kleinsten Bewegungen zu einem Gleichgewicht auf dem Pferd führen. Beim Dressur- oder Vollsitz bilden Kopf, Gesäß und Fersen eine gedachte senkrechte Linie, dabei trägt der Reiter den Kopf aufrecht und sieht stets in die Richtung, in die er dann auch reitet. Der Rumpf ist aufrecht, der Brustkorb gedehnt und die Schultern locker, die Arme hängen an der Seite herab, der Ellbogen liegt am Körper. Der Unterarm bildet die Verlängerung des Zügels, dabei ist das Becken aufrecht und die Hüfte schwingt in der Bewegung mit. Der Reiter belastet gleichmäßig beide Sitzbeinhöcker. Oberschenkel und Knie liegen flach am Sattelblatt. Die Innenseite der Unterschenkel liegt geschmeidig am Pferdebauch, die Fersen bilden dabei den tiefsten Punkt, wobei sie nicht aktiv nach unten gedrückt werden sollten, sondern locker in den Bügel mitschwingen sollten. Die Fußspitzen sind nach vorne gerichtet. Die Hände werden aufrecht vor dem Bauch gehalten. Der Zügel läuft zwischen kleinem und Ringfinger nach oben und verlässt die Hand zwischen Zeigefinger und Daumen, wobei der Daumen ein “ Dach“ bildet.

Sitzfehler

Beim so genannten Stuhlsitz streckt der Reiter die Füße weit nach vorne und sitzt hinter den Sitzbeinhockern – so kommt er hinter die Bewegung und stört das Pferd im Takt. Beim Spaltsitz ist es umgekehrt, da sitzt der Reiter auf dem Schambein oder Spalt. Die Beine liegen zu weit hinten und der Oberkörper kippt nach vorne. Der Reiter kann durch diesen Fehler nicht in der Bewegung mitschwingen und klammert mit den Oberschenkeln.

Die Bedeutung eines sicheren Sitzes beim Reiten

Ein sicherer Sitz beim Reiten ist von entscheidender Bedeutung, sowohl für den Reiter als auch für das Wohlbefinden des Pferdes. Sitzfehler können nicht nur zu einer schlechten Kommunikation zwischen Reiter und Pferd führen, sondern auch zu körperlichen Beschwerden und sogar zu Unfällen führen. Im Folgenden werden einige häufige Sitzfehler beschrieben und wie sie vermieden werden können.

Stuhlsitz vermeiden

Der Stuhlsitz ist ein häufiger Fehler, bei dem der Reiter die Füße zu weit nach vorne streckt und sich hinter die Sitzbeinhocker setzt. Dies führt dazu, dass der Reiter aus dem Takt der Bewegung des Pferdes gerät und das Pferd gestört wird. Um den Stuhlsitz zu vermeiden, sollte der Reiter darauf achten, dass die Füße unterhalb des Körpers bleiben und die Knie leicht gebeugt sind. Der Schwerpunkt sollte über den Steigbügeln liegen, um eine stabile und ausbalancierte Position zu gewährleisten.

Spaltsitz korrigieren

Beim Spaltsitz sitzt der Reiter auf dem Schambein oder Spalt und die Beine liegen zu weit hinten. Dies führt dazu, dass der Oberkörper nach vorne kippt und der Reiter nicht in der Bewegung des Pferdes mitschwingen kann. Um den Spaltsitz zu korrigieren, sollte der Reiter darauf achten, dass die Beine leicht nach unten hängen und die Oberschenkel Kontakt zum Sattel haben. Der Oberkörper sollte aufrecht und entspannt sein, um eine harmonische Verbindung zum Pferd zu ermöglichen.

Übermäßiges Klammern verhindern

Ein weiterer häufiger Fehler ist das übermäßige Klammern mit den Oberschenkeln. Dies kann dazu führen, dass das Pferd eingeengt wird und sich unwohl fühlt. Um das Klammern zu verhindern, sollte der Reiter darauf achten, die Oberschenkel entspannt am Sattel zu lassen und die Knie leicht zu öffnen. Eine gute Balance und ein stabiler Sitz ermöglichen es dem Reiter, die Bewegungen des Pferdes zu folgen, ohne sich festzuhalten.

Regelmäßiges Training für einen sicheren Sitz

Ein sicherer Sitz beim Reiten erfordert regelmäßiges Training und Bewusstsein für die eigene Körperhaltung. Der Reiter sollte sich immer wieder selbst überprüfen und gegebenenfalls korrigieren. Es ist auch hilfreich, regelmäßig mit einem erfahrenen Reitlehrer zu trainieren, der wertvolle Tipps und Anleitungen geben kann.

Ein sicherer Sitz für harmonisches Reiten

Ein sicherer Sitz beim Reiten ist grundlegend für eine harmonische Kommunikation zwischen Reiter und Pferd. Durch die Vermeidung von Sitzfehlern wie dem Stuhlsitz, Spaltsitz und übermäßigem Klammern können Reiter eine ausbalancierte und entspannte Position im Sattel erreichen. Regelmäßiges Training und Bewusstsein für die eigene Körperhaltung sind entscheidend, um einen sicheren Sitz zu entwickeln und zu erhalten. Mit einem sicheren Sitz wird das Reiten nicht nur effektiver, sondern auch angenehmer und sicherer für alle Beteiligten.

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